Freitag, 19. April 2013

Heiteres Berufe-Raten für Akademiker

2 Tage nach der "Einteilung" wurde mir telefonisch mitgeteilt, dass ich jetzt doch in einem ganz anderen Kurs bin, der schon angefangen hat und bei dem ich mich morgen zu erscheinen habe. Dass auch Arbeitslose sich ihre Zeit einteilen, wird vollkommen ausgeschlossen, da ansonsten die Organisation dieser Kurse zusammenbrechen würde.
Am nächsten Morgen also um 6:30 aufstehen, damit ich pünktlich am anderen Ende von Wien erscheinen kann und das frühe Aufstehen nicht verlerne. Trotzdem freue ich mich, denn mein Tatendrang schwappt auch im Morgennebel über. Doch dieser Kurs erweist sich als Vernebelmaschine, denn in einem viel zu kleinen Raum (indem man die Fenster nicht öffnen kann - wahrscheinlich weil sich sonst sämtliche Teilnehmer aus dem Fenster stürzen würden), sitzen 9 Personen auf quietschenden Sesseln und üben den starren Blick.
Um die Runde aufzulockern schlägt die Kursleiterin ein Ratespiel vor - um uns besser kennen zu lernen, und jeder darf heute einmal im Mittelpunkt stehen. Eine Person kommt "in die Mitte"- symbolisch, denn es gibt keine Möglichkeit sich wirklich zu bewegen, ohne einander die Ellbögen reinzurammen (aber vielleicht sollen wir uns ja gerade für den nächsten Job an die "Ellbogen-Technik" gewöhnen). Nun muss jeder raten welchen Beruf man vorher ausgeübt hat. Als wär das nicht schon kompliziert genug, kommen noch ein paar pikante Details dazu, wie Alter, Hobbies und Haustiere. Beim Alter lügt man sich noch höflich gegenseitig an, bei den Hobbies wählen alle "Reisen" (wer träumt in diesen stickigen 6 m² nicht vom Urlaub?) und bei den Jobs kommt die Kursleiterin darauf, dass alle Anwesenden schon mehrere Berufserfahrungen hinter sich haben und daher das genaue Erraten schier unmöglich ist. Aber egal, am liebsten redet sie eh selber und über sich selbst und erzählt die nächste Stunde von ihrer eigenen Odysse. Wenn man nur nicht so deutlich heraus hören würde, dass sie hier ungern gestrandet ist, weil alle anderen Firmen in denen sie vorher war (und besser bezahlt wurde, die aufregender waren, prestigeträchtiger, Zusatzboni brachten, sie in der Welt herum kam, usw) in Konkurs gegangen sind und die einzige Alternative noch gewesen wäre mit Jugendlichen zu arbeiten. Fazit: "Arbeitslose Akademiker sind weniger anstrengend". Ein Blick in die Runde lässt mich daran zweifeln...

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