Montag, 3. Juni 2013

Das Letzte

"Das Beste kommt zum Schluss", sagt der Volksmund - und deshlab freue ich mich auf meinen letzten Kurstag- nur damit keiner auf die Idee kommt, ich freue mich, weil das Disaster bald endlich zu Ende ist!
An diesem allerletzten Tag hat es die Kursleiterin wohl endgültig aufgegeben uns motivieren zu wollen oder irgend etwas anderes. Sie schiebt einen Film in den Rekorder und dreht auf volle Lautstärke. Enttäuscht nehme ich sofort die Schlafposition ein und wundere mich über die Film-Auswahl. "Meine Frau, ihre Schwiegereltern und ich" ist zwar auch beim 2.Mal anschauen lustig, aber was genau hat die Thematik mit Job-Suche zu tun?  Was können oder sollen wir von den Fockers lernen?
Gehofft hatte ich auf, die am Anfang angekündigte "Wie sehen wir uns und wie sehen uns andere?" Runde, aber dieses Spiel muss ich wohl alleine spielen, denn sie verlässt wortlos den Raum und lässt uns mit unseren Gedanken und De Niro, Stiller und Streisand alleine.
Aber so schnell gebe ich nicht auf und wende mich an meinen Sitznachbar. Ich will wissen, wie er mich sieht und bereue die Diskussion schon bald, die ich entfache. Hier hat wohl jeder eine Meinung von mir und tatsächlich gefällt mir keine einzige davon. Tja, selber schuld, hätte ich sie nur schlafen lassen ... .
Karl, der ehemalige Pilot und jetzt unbezahlter Dauerredner sieht in mir die "ideale Lehrerin", meinen skeptischen Blick will er mit Argumenten wegwischen á la "Du bewahrst die Mädchen vor der Magersucht". Na gut, vom Verhungern bin ich noch weit entfernt, aber ansonsten fehlen mir alle anderen wichtigen Eigenschaften einer Lehrperson (meiner Meinung nach), aber bei ihm kommt man nie zu Wort. Also lasse ich ihn reden, bis er überzeugt davon ist, dass ich morgen in der nächsten Schule anfange. Der schweigsame Martin erkennt die "Tierpflegerin" in mir und Tarkan die "Millionärsgattin". Dass ich schon glücklich verheiratet bin, erschüttert ihn wenig in seiner Argumentation. "Was glaubst du wie lange es noch dauert, bis die Arbeitslosigkeit die Scheidung herbeiführt? Das ist doch immer so: zuerst den Job verlieren, dann die Freunde, dann den Partner." Na dass sind ja Aussichten! Obwohl ich von meinen Zukunftsanalysen der Anderen bereits genug habe, hat Olaf (den ich bis jetzt immer sehr gerne hatte, doch das hat sich hiermit erledigt!) noch eines drauf zu setzten: "Weißt du, warum so wenig Frauen beim AMS sind, aber so viele Männer? Weil Frauen ja immer die Möglichkeit haben viel Geld zu verdienen." Ich hätte auf die Toilette verschwinden sollen, anstatt mir das anzuhören, aber ich war wieder einmal zu höflich. "Also wenn ich eine Frau wäre, würde ich das so machen. Damit verbindest du zwei tolle Dinge aufeinmal: Sex und Geld verdienen. Was gibt es Schöneres?" "Prostitution als letzte Chance" wäre ein großer Schritt Richtung Scheidung - damit würde ich gleich zwei Zukunfts-Prognosen auf einmal erfüllen (aber wer will das schon?)
Gott-sei-dank, hat Egon, der Jurist, auch noch etwas zu sagen. Ich werde mit diesem Blog berühmt werden und viel Geld verdienen, dass ich dann auch brauchen werde für einen Anwalt. Denn wenn das AMS das liest, werden sie mich verklagen. Egal wie ich meinen Kopf drehe und wende - auf jeder Seite nur trübe Aussichten. Nur gut, dass die Kursleiterin mitten drin den Film wieder abdreht: ein "Open-End" sozusagen. Ich deute das als Zeichen- so hat meine Zukunft auch noch ein "Open-End"
 

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